PPF – Produktionsprozess- und Produktfreigabe Verfahren
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Was ist das PPF-Verfahren?
Das PPF-Verfahren (Produktionsprozess- und Produktfreigabe) ist ein standardisiertes Verfahren zur Freigabe von Produkten und Produktionsprozessen. Es stellt sicher, dass Produkte und Fertigungsprozesse den geforderten Qualitätsmerkmalen, den Anforderungen von Kunden und gesetzlichen Vorschriften entsprechen, bevor sie in die Serienproduktion übergehen. Das Verfahren wird vor der Serienproduktion durchgeführt und dient der Qualitätssicherung innerhalb der Lieferkette. Das Vorgehen ist in VDA Band 2 festgelegt. Ziel des PPF-Verfahrens ist es, die Qualität und Prozessfähigkeit von Produkten zu gewährleisten, bevor diese in großer Stückzahl gefertigt werden.
Das PPF-Verfahren wird hauptsächlich in der Automobilindustrie angewendet und ist das Gegenstück zu dem PPAP (Production Part Approval Process), das von der AIAG (Automotive Industry Action Group) in den USA festgelegt und angewendet wird. Während PPAP weltweit genutzt wird, ist das PPF-Verfahren insbesondere bei deutschen Automobilherstellern und Zulieferern verbreitet.
Ziele und Bedeutung des PPF-Verfahrens
Das PPF-Verfahren verfolgt mehrere wesentliche Ziele:
Wann ist das PPF-Verfahren erforderlich?
TIPP
Im VDA Band 2 findet sich die sogenannte „Auslösematrix“. Mit Hilfe dieser Matrix lässt sich bestimmen ob bei einer Änderung von Produkt oder Prozess eine Information des Kunden erfolgen muss oder sogar eine Kundenfreigabe notwendig ist.
Ablauf des PPF-Verfahrens nach VDA 2
Das PPF-Verfahren folgt einem klar definierten Prozess, der sicherstellt, dass sowohl das Produkt als auch der Produktionsprozess die Anforderungen erfüllen. Seit der Aktualisierung des VDA Band 2 im Jahr 2020 gibt es keine „Vorlagestufen“ mehr wie zum Beispiel im PPAP. Die Vorlagestufen wurden durch das „gestufte PPF-Verfahren“ ersetzt.

Das Standard Verfahren läuft folgendermaßen ab:
1. Durchführung eines Bemusterungsabstimmungsgesprächs
Im Bemusterungsabstimmungsgespräch legen der Kunde und der Lieferant gemeinsam fest:
Das Ziel ist eine transparente Abstimmung, um Missverständnisse oder unnötige Prüfaufwände zu vermeiden.

2. Freigabe des Produktionsprozesses
Bevor das Produkt geprüft wird, muss der Produktionsprozess freigegeben werden. Hierbei werden unter Anderem folgende Punkte überprüft:
Erst wenn der Produktionsprozess als stabil bewertet wird, kann das Produkt final geprüft werden.

3. Freigabe des Produkts
Nach der Freigabe des Produktionsprozesses erfolgt die eigentliche Produktfreigabe. Hierbei werden unter Anderem:
Erfüllt das Produkt alle Spezifikationen, kann es freigegeben werden.

4. Erstellung des Software-Deckblatts (bei Software-Produkten)
Falls das Produkt eine Software-Komponente enthält, muss zusätzlich ein Software-Deckblatt erstellt werden. Dies enthält unter Anderem:

5. Ergänzung der generellen Nachweise
Nach der Produkt- und Prozessfreigabe müssen noch zusätzliche Nachweise ergänzt werden, darunter:

6. Erstellung der PPF-Dokumentation
Alle gesammelten Prüfberichte, Analysen, PPF-Muster und Nachweise werden in einer PPF-Dokumentation zusammengeführt. Diese dient als vollständiger Qualitätsnachweis.

7. Übermittlung an den Kunden
Die PPF-Dokumentation, inklusive PPF-Musterteile, wird je nach vorheriger Vereinbarung im Bemusterungsabstimmungsgespräch entweder vollständig übermittelt oder teilweise nur auf Anfrage bereitgestellt.

8. Freigabeentscheidung des Kunden
Abschließend prüft der Kunde die eingereichten Dokumente und gibt das Produkt und den Produktionsprozess offiziell für die Serienbelieferung frei.

Herausforderungen in der Praxis und bewährte Lösungsstrategien
Fazit: Warum das PPF-Verfahren Ihr Qualitätsmanagement stärkt
Das PPF-Verfahren ist ein essenzielles Werkzeug für die Qualitätssicherung in der Automobilindustrie. Es stellt sicher, dass nur geprüfte und stabile Produkte in die Serienproduktion gehen. Durch die strukturierte Vorgehensweise werden Fehlerquellen minimiert, Nacharbeit reduziert und Reklamationen vermieden.
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Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum PPF-Verfahren
Der PPF-Status in der Lieferkette bezeichnet den aktuellen Stand des Produktionsprozess- und Produktfreigabe-Verfahrens (PPF) innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette. Er gibt Auskunft darüber, ob ein Bauteil oder ein Produkt bereits freigegeben wurde oder ob es sich noch in der Prüf- und Abstimmungsphase befindet.
In der Praxis bedeutet dies:
• Ein PPF-Status “freigegeben” zeigt, dass das Produkt die Prüfungen erfolgreich bestanden hat und in Serie gefertigt werden darf.
• Ein PPF-Status “in Bearbeitung” bedeutet, dass noch Prüfungen, Validierungen oder Dokumentationen ausstehen.
• Ein PPF-Status “abgelehnt” zeigt, dass das Produkt oder der Produktionsprozess nicht den Anforderungen entspricht und überarbeitet werden muss.
Der PPF-Status wird innerhalb der Lieferkette oft über digitale Systeme oder spezielle Qualitätssicherungs-Software kommuniziert, um eine transparente Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten.
Das PPF-Verfahren basiert auf einer systematischen Vorgehensweise, die sicherstellt, dass ein Produkt und dessen Produktionsprozess vor dem Serienstart freigegeben werden.
Der Ablauf umfasst die folgenden Schritte:
1. Abstimmung mit dem Kunden – Definition der erforderlichen Prüfungen und Validierungen im Bemusterungsabstimmungsgespräch.
2. Freigabe des Produktionsprozesses – Überprüfung der Prozessfähigkeit und Stabilität.
3. Produktfreigabe – Prüfung, ob das Produkt den Spezifikationen entspricht.
4. Erstellung eines Software-Deckblatts – Falls Software enthalten ist, muss die Version dokumentiert werden.
5. Zusätzliche Nachweise – Ergänzung von Umwelt-, Sicherheits- oder Werkstoffprüfungen.
6. Zusammenstellung der PPF-Dokumentation – Alle Prüfberichte und Analysen werden in einem finalen Dokument gesammelt.
7. Übermittlung an den Kunden – Die Dokumentation wird entsprechend der vorherigen Abstimmung übermittelt.
8. Freigabeentscheidung durch den Kunden – Nach der Prüfung der Dokumente wird das Produkt entweder freigegeben oder Nachbesserungen gefordert.
Das PPF-Verfahren stellt somit sicher, dass sowohl das Produkt als auch der Fertigungsprozess geprüft und freigegeben sind, bevor die Serienproduktion beginnt.
Das PPF-Verfahren (Produktionsprozess- und Produktfreigabe) ist ein Prozess zur Sicherstellung der Qualität und Stabilität eines Produkts sowie des dazugehörigen Fertigungsprozesses vor Serienbeginn. Es wird nach den Vorgaben des VDA Band 2 durchgeführt und ist in der deutschen Automobilindustrie weit verbreitet.
Das Verfahren funktioniert nach einem festgelegten Ablauf:
• Festlegung der Prüfumfänge im Bemusterungsabstimmungsgespräch
• Freigabe des Produktionsprozesses auf Basis von Prozessfähigkeitsanalysen
• Produktfreigabe durch Validierungen, Maßprüfungen und Materialtests
• Zusätzliche Nachweise wie Umweltprüfungen oder Sicherheitsanalysen
• Zusammenstellung und Übermittlung der PPF-Dokumentation an den Kunden
• Finale Freigabeentscheidung des Kunden
PPF ist ein essenzieller Bestandteil des Qualitätsmanagements und sorgt dafür, dass nur geprüfte und normkonforme Produkte in die Serienproduktion gelangen.
Die Erstellung einer PPF-Dokumentation erfordert eine strukturierte Vorgehensweise und die Einhaltung der Vorgaben nach VDA Band 2.
Schritte zur Erstellung einer vollständigen PPF-Dokumentation:
1. Prüfumfang festlegen: Im Abstimmungsgespräch mit dem Kunden werden die relevanten Prüfungen, Validierungen und Nachweise definiert.
2. Erstellung der Erstmusterprüfberichte (EMPB): Maßhaltigkeitsprüfungen, Funktionsprüfungen und Materialtests dokumentieren.
3. Durchführung der Prozessfähigkeitsanalysen: Nachweis der Stabilität des Produktionsprozesses durch statistische Methoden (Cpk-Werte, Ppk-Werte).
4. Messsystemanalyse (MSA): Sicherstellen, dass Prüfmittel korrekt kalibriert sind.
5. Umwelt- und Sicherheitsnachweise ergänzen: Falls erforderlich, müssen Zertifikate zu Nachhaltigkeit, Sicherheit oder Werkstoffen hinzugefügt werden.
6. Zusammenstellung der finalen PPF-Dokumentation: Alle erfassten Daten und Berichte in einer einheitlichen Struktur bündeln.
7. Übermittlung an den Kunden: Je nach Abstimmung mit dem Kunden erfolgt entweder eine vollständige Vorlage oder eine Speicherung der Dokumente mit Bereitstellung auf Anforderung.
8. Warten auf die Freigabeentscheidung: Der Kunde prüft die PPF-Dokumentation und gibt die Serienfertigung entweder frei oder fordert Korrekturen.
Die erfolgreiche Erstellung der PPF-Dokumentation erfordert Sorgfalt, Genauigkeit und eine enge Zusammenarbeit mit dem Kunden.
Zusammenfassung der FAQ
Das PPF-Verfahren ist für Qualitätsingenieure, Qualitätsplaner, Entwicklungsingenieure und Lieferanten in der Automobilindustrie von zentraler Bedeutung. Es sichert die Einhaltung von Qualitätsstandards, minimiert Produktionsrisiken und ermöglicht eine transparente Nachweisdokumentation für OEMs und Zulieferer.