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PPF-Verfahren

PPF – Produktionsprozess- und Produktfreigabe Verfahren

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Was ist das PPF-Verfahren?

Das PPF-Verfahren (Produktionsprozess- und Produktfreigabe) ist ein standardisiertes Verfahren zur Freigabe von Produkten und Produktionsprozessen. Es stellt sicher, dass Produkte und Fertigungsprozesse den geforderten Qualitätsmerkmalen, den Anforderungen von Kunden und gesetzlichen Vorschriften entsprechen, bevor sie in die Serienproduktion übergehen. Das Verfahren wird vor der Serienproduktion durchgeführt und dient der Qualitätssicherung innerhalb der Lieferkette. Das Vorgehen ist in VDA Band 2 festgelegt. Ziel des PPF-Verfahrens ist es, die Qualität und Prozessfähigkeit von Produkten zu gewährleisten, bevor diese in großer Stückzahl gefertigt werden.

Das PPF-Verfahren wird hauptsächlich in der Automobilindustrie angewendet und ist das Gegenstück zu dem PPAP (Production Part Approval Process), das von der AIAG (Automotive Industry Action Group) in den USA festgelegt und angewendet wird. Während PPAP weltweit genutzt wird, ist das PPF-Verfahren insbesondere bei deutschen Automobilherstellern und Zulieferern verbreitet.

Ziele und Bedeutung des PPF-Verfahrens

Das PPF-Verfahren verfolgt mehrere wesentliche Ziele:

  • Sicherstellung der Produktqualität: Durch eine umfassende Erstprüfung wird sichergestellt, dass das Produkt den technischen und funktionalen Anforderungen entspricht.
  • Freigabe des Produktionsprozesses: Der Herstellungsprozess wird auf seine Stabilität und Wiederholbarkeit überprüft, um eine konstante Qualität zu gewährleisten.
  • Reduzierung von Risiken: Durch systematische Prüfungen und Dokumentationen werden potenzielle Fehlerquellen frühzeitig erkannt und eliminiert.
  • Einhaltung von Kundenanforderungen: Automobilhersteller und Zulieferer müssen strikte Qualitäts- und Sicherheitsstandards erfüllen, die durch das PPF-Verfahren sichergestellt werden.
  • Minimierung von Reklamationen und Produktionsausfällen: Durch die strukturierte Validierung wird sichergestellt, dass Produkt und Produktionsprozess fehlerfrei sind.
  • Transparente Nachweisdokumentation: Sämtliche Prüfungen, Tests und Nachweise werden dokumentiert, um eine lückenlose Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten. Die vollständige Dokumentation nach VDA Band 2 ermöglicht eine transparente und nachvollziehbare Qualitätsfreigabe.

Wann ist das PPF-Verfahren erforderlich?

  • Einführung neuer Produkte: Wenn ein Bauteil erstmals produziert wird, muss es nach VDA 2 geprüft und freigegeben werden.
  • Änderungen an Produkten oder Prozessen: Materialänderungen, Konstruktionsänderungen oder Anpassungen im Produktionsprozess erfordern eine erneute Erstbemusterung.
  • Wechsel des Produktionsstandorts oder des Lieferanten: Wenn ein anderes Werk oder ein neuer Zulieferer das Produkt herstellt, ist eine erneute Freigabe notwendig.
  • Verlagerung von Maschinen oder Werkzeugen: Auch interne Produktionsverlagerungen innerhalb eines Standorts können eine erneute Freigabe erfordern.
  • Einsatz neuer Fertigungstechnologien: Falls ein Unternehmen neue Produktionsverfahren einführt, muss überprüft werden, ob diese die geforderten Qualitätsmerkmale erfüllen.
  • Wiedereinführung eines Produkts nach längerer Stilllegung: Wenn ein Produkt über einen längeren Zeitraum nicht produziert wurde, muss überprüft werden, ob die Produktionsprozesse weiterhin stabil laufen.
TIPP

Im VDA Band 2 findet sich die sogenannte „Auslösematrix“. Mit Hilfe dieser Matrix lässt sich bestimmen ob bei einer Änderung von Produkt oder Prozess eine Information des Kunden erfolgen muss oder sogar eine Kundenfreigabe notwendig ist.

Ablauf des PPF-Verfahrens nach VDA 2

Das PPF-Verfahren folgt einem klar definierten Prozess, der sicherstellt, dass sowohl das Produkt als auch der Produktionsprozess die Anforderungen erfüllen. Seit der Aktualisierung des VDA Band 2 im Jahr 2020 gibt es keine „Vorlagestufen“ mehr wie zum Beispiel im PPAP. Die Vorlagestufen wurden durch das „gestufte PPF-Verfahren“ ersetzt.

PPF-Verfahren Übersicht

Das Standard Verfahren läuft folgendermaßen ab:

1. Durchführung eines Bemusterungsabstimmungsgesprächs

Im Bemusterungsabstimmungsgespräch legen der Kunde und der Lieferant gemeinsam fest:

  • Welche Prüfungen und Validierungen durchgeführt werden müssen.
  • Ob und bis wann die jeweiligen Nachweise „vorzulegen“ oder intern aufzubewahren sind.
  • Vorlage: Der Nachweis muss dem Kunden aktiv vorgelegt werden.
  • Speicherung: Der Nachweis muss vorliegen, wird aber nur auf Anforderung bereitgestellt.
  • Welche PPF-Varianten oder alternative Verfahren angewendet werden.

Das Ziel ist eine transparente Abstimmung, um Missverständnisse oder unnötige Prüfaufwände zu vermeiden.

PPF-Verfahren Bemusterungsabstimmungsgespräch

2. Freigabe des Produktionsprozesses

Bevor das Produkt geprüft wird, muss der Produktionsprozess freigegeben werden. Hierbei werden unter Anderem folgende Punkte überprüft:

  • Stabilität und Wiederholbarkeit des Prozesses
  • Prozessfähigkeitsanalysen (z. B. Cpk-Werte)
  • Prüfung der eingesetzten Prüfmittel (MSA)
  • Dokumentation der Prozessparameter

Erst wenn der Produktionsprozess als stabil bewertet wird, kann das Produkt final geprüft werden.

PPF-Verfahren Prozessfreigabe

3. Freigabe des Produkts

Nach der Freigabe des Produktionsprozesses erfolgt die eigentliche Produktfreigabe. Hierbei werden unter Anderem:

  • Maßhaltigkeitsprüfungen durchgeführt
  • Funktionsprüfungen und Materialtests dokumentiert
  • Zeichnungskonformität sichergestellt
  • Besondere Merkmale speziell überprüft

Erfüllt das Produkt alle Spezifikationen, kann es freigegeben werden.

PPF-Verfahren Produktfreigabe

4. Erstellung des Software-Deckblatts (bei Software-Produkten)

Falls das Produkt eine Software-Komponente enthält, muss zusätzlich ein Software-Deckblatt erstellt werden. Dies enthält unter Anderem:

  • Versionsnummer der Software
  • Änderungsdokumentation
  • Validierungsergebnisse der Software
PPF-Verfahren Software Deckblatt

5. Ergänzung der generellen Nachweise

Nach der Produkt- und Prozessfreigabe müssen noch zusätzliche Nachweise ergänzt werden, darunter:

  • Umweltverträglichkeitsprüfungen
  • Werkstofffreigaben
  • Qualifizierung der verwendeten Labore
PPF-Verfahren generelle Nachweise

6. Erstellung der PPF-Dokumentation

Alle gesammelten Prüfberichte, Analysen, PPF-Muster und Nachweise werden in einer PPF-Dokumentation zusammengeführt. Diese dient als vollständiger Qualitätsnachweis.

PPF-Verfahren Erstellung PPF-Dokumentation

7. Übermittlung an den Kunden

Die PPF-Dokumentation, inklusive PPF-Musterteile, wird je nach vorheriger Vereinbarung im Bemusterungsabstimmungsgespräch entweder vollständig übermittelt oder teilweise nur auf Anfrage bereitgestellt.

PPF-Verfahren Übermittlung an Kunde

8. Freigabeentscheidung des Kunden

Abschließend prüft der Kunde die eingereichten Dokumente und gibt das Produkt und den Produktionsprozess offiziell für die Serienbelieferung frei.

PPF-Verfahren Lieferfreigabe

Herausforderungen in der Praxis und bewährte Lösungsstrategien

  • PPF HerausforderungUnklare Anforderungen vom Kunden
  • PPF LösungEine frühzeitige Abstimmung im Bemusterungsabstimmungsgespräch hilft, Missverständnisse zu vermeiden.
  • PPF HerausforderungLückenhafte Dokumentation
  • PPF LösungQualitätsverantwortliche sollten Checklisten nutzen, um sicherzustellen, dass keine relevanten Nachweise fehlen.
  • PPF HerausforderungFehlende Prozessfähigkeitsnachweise
  • PPF LösungSchon in der Vorserienphase sollten Prozesse mit statistischen Methoden überwacht werden, um belastbare Daten zu sammeln.

Fazit: Warum das PPF-Verfahren Ihr Qualitätsmanagement stärkt

Das PPF-Verfahren ist ein essenzielles Werkzeug für die Qualitätssicherung in der Automobilindustrie. Es stellt sicher, dass nur geprüfte und stabile Produkte in die Serienproduktion gehen. Durch die strukturierte Vorgehensweise werden Fehlerquellen minimiert, Nacharbeit reduziert und Reklamationen vermieden.

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Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum PPF-Verfahren

1. Was ist PPF Status Lieferkette?

Der PPF-Status in der Lieferkette bezeichnet den aktuellen Stand des Produktionsprozess- und Produktfreigabe-Verfahrens (PPF) innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette. Er gibt Auskunft darüber, ob ein Bauteil oder ein Produkt bereits freigegeben wurde oder ob es sich noch in der Prüf- und Abstimmungsphase befindet.


In der Praxis bedeutet dies:
• Ein PPF-Status “freigegeben” zeigt, dass das Produkt die Prüfungen erfolgreich bestanden hat und in Serie gefertigt werden darf.
• Ein PPF-Status “in Bearbeitung” bedeutet, dass noch Prüfungen, Validierungen oder Dokumentationen ausstehen.
• Ein PPF-Status “abgelehnt” zeigt, dass das Produkt oder der Produktionsprozess nicht den Anforderungen entspricht und überarbeitet werden muss.


Der PPF-Status wird innerhalb der Lieferkette oft über digitale Systeme oder spezielle Qualitätssicherungs-Software kommuniziert, um eine transparente Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten.

2. Wie funktioniert PPF?

Das PPF-Verfahren basiert auf einer systematischen Vorgehensweise, die sicherstellt, dass ein Produkt und dessen Produktionsprozess vor dem Serienstart freigegeben werden.


Der Ablauf umfasst die folgenden Schritte:
1. Abstimmung mit dem Kunden – Definition der erforderlichen Prüfungen und Validierungen im Bemusterungsabstimmungsgespräch.
2. Freigabe des Produktionsprozesses – Überprüfung der Prozessfähigkeit und Stabilität.
3. Produktfreigabe – Prüfung, ob das Produkt den Spezifikationen entspricht.
4. Erstellung eines Software-Deckblatts – Falls Software enthalten ist, muss die Version dokumentiert werden.
5. Zusätzliche Nachweise – Ergänzung von Umwelt-, Sicherheits- oder Werkstoffprüfungen.
6. Zusammenstellung der PPF-Dokumentation – Alle Prüfberichte und Analysen werden in einem finalen Dokument gesammelt.
7. Übermittlung an den Kunden – Die Dokumentation wird entsprechend der vorherigen Abstimmung übermittelt.
8. Freigabeentscheidung durch den Kunden – Nach der Prüfung der Dokumente wird das Produkt entweder freigegeben oder Nachbesserungen gefordert.


Das PPF-Verfahren stellt somit sicher, dass sowohl das Produkt als auch der Fertigungsprozess geprüft und freigegeben sind, bevor die Serienproduktion beginnt.

3. Was ist PPF und wie funktioniert es?

Das PPF-Verfahren (Produktionsprozess- und Produktfreigabe) ist ein Prozess zur Sicherstellung der Qualität und Stabilität eines Produkts sowie des dazugehörigen Fertigungsprozesses vor Serienbeginn. Es wird nach den Vorgaben des VDA Band 2 durchgeführt und ist in der deutschen Automobilindustrie weit verbreitet.


Das Verfahren funktioniert nach einem festgelegten Ablauf:
Festlegung der Prüfumfänge im Bemusterungsabstimmungsgespräch
Freigabe des Produktionsprozesses auf Basis von Prozessfähigkeitsanalysen
Produktfreigabe durch Validierungen, Maßprüfungen und Materialtests
Zusätzliche Nachweise wie Umweltprüfungen oder Sicherheitsanalysen
Zusammenstellung und Übermittlung der PPF-Dokumentation an den Kunden
Finale Freigabeentscheidung des Kunden


PPF ist ein essenzieller Bestandteil des Qualitätsmanagements und sorgt dafür, dass nur geprüfte und normkonforme Produkte in die Serienproduktion gelangen.

4. Wie erstelle ich PPF?

Die Erstellung einer PPF-Dokumentation erfordert eine strukturierte Vorgehensweise und die Einhaltung der Vorgaben nach VDA Band 2.


Schritte zur Erstellung einer vollständigen PPF-Dokumentation:
1. Prüfumfang festlegen: Im Abstimmungsgespräch mit dem Kunden werden die relevanten Prüfungen, Validierungen und Nachweise definiert.
2. Erstellung der Erstmusterprüfberichte (EMPB): Maßhaltigkeitsprüfungen, Funktionsprüfungen und Materialtests dokumentieren.
3. Durchführung der Prozessfähigkeitsanalysen: Nachweis der Stabilität des Produktionsprozesses durch statistische Methoden (Cpk-Werte, Ppk-Werte).
4. Messsystemanalyse (MSA): Sicherstellen, dass Prüfmittel korrekt kalibriert sind.
5. Umwelt- und Sicherheitsnachweise ergänzen: Falls erforderlich, müssen Zertifikate zu Nachhaltigkeit, Sicherheit oder Werkstoffen hinzugefügt werden.
6. Zusammenstellung der finalen PPF-Dokumentation: Alle erfassten Daten und Berichte in einer einheitlichen Struktur bündeln.
7. Übermittlung an den Kunden: Je nach Abstimmung mit dem Kunden erfolgt entweder eine vollständige Vorlage oder eine Speicherung der Dokumente mit Bereitstellung auf Anforderung.
8. Warten auf die Freigabeentscheidung: Der Kunde prüft die PPF-Dokumentation und gibt die Serienfertigung entweder frei oder fordert Korrekturen.


Die erfolgreiche Erstellung der PPF-Dokumentation erfordert Sorgfalt, Genauigkeit und eine enge Zusammenarbeit mit dem Kunden.

Zusammenfassung der FAQ

  • PPF-Status in der Lieferkette: Gibt an, in welchem Stadium der Produkt- und Prozessfreigabe sich ein Bauteil befindet.
  • Funktionsweise des PPF-Verfahrens: Strukturiertes Verfahren mit Prozess- und Produktfreigabe vor Serienstart.
  • PPF-Erstellung: Erfordert eine systematische Vorgehensweise und die Einhaltung der VDA 2-Richtlinien.
  • Unterschied zwischen PPF und PPAP: PPF ist die deutsche Variante nach VDA 2, während PPAP international nach AIAG angewendet wird.

Das PPF-Verfahren ist für Qualitätsingenieure, Qualitätsplaner, Entwicklungsingenieure und Lieferanten in der Automobilindustrie von zentraler Bedeutung. Es sichert die Einhaltung von Qualitätsstandards, minimiert Produktionsrisiken und ermöglicht eine transparente Nachweisdokumentation für OEMs und Zulieferer.

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